Wir bringen Selbsthilfe voran – besonders heute, am 16.09.2025

Tamara Auer, Vorstandsmitglied SEKiS Baden Württemberg:

„Das, was wir in der Selbsthilfe(gruppe) (er)leben, ist unabdingbar für die Gesundheitskompetenz, Teilhabe und Lebensqualität von Betroffenen, und durch keine andere Instanz in der Gesundheitsversorgung ersetzbar. Seien es physische Krankheiten, psychische Gesundheit, Abhängigkeitserkrankungen, Trauer- oder Hospizgruppen, Betroffenen- oder Angehörigengruppen, es geht um die Verbindung und das Verständnis von Menschen in ähnlichen Lebenssituationen. Um Selbsthilfe sichtbar zu machen und Betroffene zu beraten und zu vernetzen, bedarf es bundesweit flächendeckend Selbsthilfekontaktstellen!“

Jan Siegert, Vorstandsmitglied SEKiS Baden-Württemberg:

„In Selbsthilfegruppen können Menschen in schwierigen Zeiten Selbstwirksamkeit und Bewältigungsfähigkeit (wieder-)entdecken, Isolation und Einsamkeit durchbrechen und als Teil einer vertraulichen Gemeinschaft Solidarität unter vormals Fremden erleben. Genau das braucht unsere Gesellschaft! Selbsthilfekontaktstellen vervielfachen dieses Gruppenangebot.“

Franziska Morgalla, Vorstandsmitglied SEKiS Baden­Württemberg:

„Selbsthilfegruppen bieten Menschen mit körperlichen und/oder seelischen Erkrankungen sowie sozialen Belastungen Orte der Begegnung und des Austauschs. Gerade in ländlichen Regionen, wo die medizinische Versorgung oft nicht mehr hinreichend gewährleistet werden kann und entsprechende Anlaufstellen fehlen, können Selbsthilfekontaktstellen wichtige Ansprechpartner sein. Diese können etwa dabei helfen, eine passende Selbsthilfegruppe zu finden oder an anderweitige Ansprechpartner und Hilfsangebote zu verweisen. Zudem gibt es die Möglichkeit, eine neue Gruppe aufzubauen, falls es eine solche noch nicht gibt.“

Silke Wohlleben, Geschäftsführerin SEKiS Baden-Württemberg

„Danke an alle Engagierten! Lassen Sie uns den Selbsthilfe-Tag nutzen, um gemeinsam sichtbar zu machen, wie wertvoll dieser Einsatz für Individuen, Gesundheit und Zusammenhalt ist!“

Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfegruppen –
ein kostbares Gut!


In Baden-Württemberg gibt es aktuell 34 Selbsthilfekontaktstellen. Sie unterstützen Menschen, die ihr Los in die Hand nehmen und Selbstverantwortung übernehmen. Kein Mensch ist vor Krankheit oder Krise gefeit.
Gut, wenn es gelingt, die neue Situation bzw. die Erkrankung zu akzeptieren und den Umgang mit ihr als das neue „Normal“ anzunehmen und somit neue Lebensqualität zu erhalten.

Sehen Sie hier, wie Betroffene dabei von den Gruppen profitieren:

Aufgaben


Selbsthilfekontaktstellen haben eine Vielzahl an Aufgaben. Sie informieren und beraten Menschen, die eine Selbsthilfegruppe suchen oder gründen möchten.
Darüber hinaus unterstützen sie Selbsthilfegruppen bei finanziellen und organisatorischen Fragen, bieten Fortbildungen, unterstützen bei Konflikten, sorgen für die Förderung eines selbsthilfefreundlichen Klimas in ihrer Region, bringen Fachleute aus dem Gesundheits- und Sozialwesen der Region zusammen. Sie machen die Arbeit der Selbsthilfegruppen sichtbar, stärken deren Interessen und organisieren öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen.
Sie informieren über professionelle Hilfsangebote und das Versorgungssystem in ihrem Einzugsgebiet, so dass Ratsuchende einen umfassenden Überblick erhalten. Darüber hinaus unterstützen Selbsthilfekontaktstellen Teilhabemöglichkeiten, sorgen  für Zusammenarbeit und kommunale Vernetzung. So wirken sie z.B. in kommunalen Gesundheitskonferenzen, beim bürgerschaftlichen Engagement und Arbeitskreisen wie Sucht-, Behinderten- und Altenhilfeplanung mit.

Portfolio der Kontaktstellen


Es gibt Selbsthilfekontaktstellen bei kommunalen Trägern, freien Trägern, Wohlfahrtsverbänden und Krankenkassen. Die räumliche und personelle Ausstattung ist unterschiedlich. Davon ist abhängig, ob die Arbeit in Haupt- oder Nebenaufgabe gestaltet werden kann. Selbsthilfekontaktstellen in Ihrer Nähe finden Sie hier:

Nutzen der Kontaktstellen

Senkung der Gesundheitskosten

Selbsthilfeaktive erweitern ihre Gesundheitskompetenz. Sie verstehen ihre Situation besser, informieren sich über Behandlungsmöglichkeiten, das Vertrauensverhältnis zu Behandler*innen kann gestärkt werden. Ebenso wirkt sich ihre Auseinandersetzung mit der Behandlungsstrategie positiv auf persönliche Therapiepläne und Medikamenteneinnahme aus. So können sie neue Alltagsroutinen entwickeln, ihren Beruf wieder oder weiter ausüben und länger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Vierte Säule der Gesundheitsversorgung


Selbsthilfe kann Kraft und Stärke verleihen, das verstanden sein von Gleichbetroffenen wirkt erleichternd, gibt Zuversicht und neuen Lebensmut. Somit sind Selbsthilfekontaktstellen, die entscheidend zum Vorhandensein und Finden geeigneter Selbsthilfegruppen mitwirken, ein wesentlicher, nichtmedizinischer Teil unseres Gesundheitswesens. Dies sieht auch der Gesetzgeber so, deswegen wird unsere Arbeit zum Teil über den § 20 h SGB VIII über die Krankenkassen gefördert! Selbsthilfeaktivitäten sind nicht nur für Betroffene, sondern auch in vielen Bereichen für Angehörige wichtig, z.B. bei psychischer Erkrankung, pflegenden Angehörigen, etc.

Demokratiefördernd

Selbsthilfegruppen sind Orte der Begegnung. Hier gibt es gleichberechtigte Zusammenarbeit für Menschen aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Milieus.
Die Arbeit der Selbsthilfekontaktstellen ist sowohl für die Menschen, die direkt davon profitieren als auch für Kommunen ein Gewinn. Sie
fördern das bürgerschaftliche Engagement. Selbsthilfekontaktstellen bilden eine unverzichtbare soziale Infrastruktur, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. Seit der Corona-Pandemie ist klar, dass Selbsthilfeaktivitäten systemrelevant und unverzichtbar für eine solidarische, gesunde und zukunftsfähige Gesellschaft sind.

Medizinische Versorgung und demografischer Wandel

Angesichts des demografischen Wandels – einer älter werdenden Gesellschaft und dem Ärztenachwuchsmangel – wird die Bedeutung der Selbsthilfe weiter zunehmen. Immer mehr Menschen sind auf Unterstützung bei chronischen Erkrankungen, Pflege oder psychosozialen Belastungen angewiesen. Selbsthilfekontaktstellen können helfen, Versorgungslücken zu überbrücken, und tragen dazu bei, die medizinische und psychosoziale Versorgung zukunftsfähig zu gestalten. Sie fördern innovative Ansätze, digitale Teilhabe und die Vernetzung vor Ort.

Entlastung für die kommunalen Sozialsysteme

Die Arbeit der Selbsthilfekontaktstellen kann kommunale Sozialsysteme entlasten, indem sie Prävention, Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz fördert. Sie bieten Räume für Begegnung, stärken das Ehrenamt und fördern die Integration – auch für Menschen mit Migrationshintergrund oder ältere Menschen. Gemeinden profitieren von einer höheren Lebensqualität, sozialer Teilhabe und einer aktiven Bürgerschaft, die sich gegenseitig unterstützt und somit dem Trend der Vereinsamung vielerei entgegensetzen kann.

Das Betreiben einer Selbsthilfekontaktstelle ist ein zukunftsorientierter Schritt, der die Gesundheitsversorgung und das soziale Miteinander in Ihrer Gemeinde / Stadt nachhaltig verbessern kann. Helfen Sie mit, daß wir diese Errungenschaften bewahren, indem Sie diese Informationen in Ihren Netzwerken weitergeben. Verspüren Sie den Impuls eine Gruppe aufzusuchen oder eine Gruppen zu gründen? Melden Sie sich – wir sind für Sie da!

#TagDerSelbsthilfe #GemeinsamStark

Bundesweite Aktionen und Veranstaltungen zum Tag der Selbsthilfe finden Sie hier:

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